Januar 2020:
wir freuen uns, denn dieses Mal haben wir richtig viel Zeit für Marokko.
Während unseres Arbeitslebens hatten wir jeweils (nur 😉) 4-5 Wochen in der ruhigen Winterzeit, um uns zusammen mit Franco das vielseitige und sichere Land im Norden Afrikas anzuschauen.
Dieses Mal werden es fast 3 Monate sein.
Nicht nur die Dauer, auch unser Reise-Fahrzeug hat sich geändert, diesmal sind wir mit dem Mercedes 310 4x4 unterwegs und machen ihn mit seinen vielen Cousins auf Marokkos Strassen bekannt 😂
Januar 2021 : Aktualisierung / Rückblick
Am 10. Februar 2020 sind wir mit der Fähre von Genua kommend, in Tanger med angekommen und sind in den nächsten 5 Wochen gemütlich und mehr oder weniger entlang der Atlantikküste südwärts gefahren. Bis ganz runter nach Dakhla!
Obwohl die Strecke ganz im Süden, nichts aussergewöhnlich Beeindruckendes bietet, lohnt es sich unsere Meinung nach, dieses "Nichts" mal zu fahren .....
Es waren wunderbare Wochen, voll positver Eindrücke und bleibenden Erinnerungen an Begegnungen mit herzlichen, offenen Menschen, grandiose Landschaften und entspanntes Unterwegssein.
In der 2ten Hälfte März wollten wir uns im nördlich von Marrakesch mit unserem Freund Franco treffen, um anschliessend zusammen den Nord-Osten Marokkos zu erkunden.
Deshalb machten wir uns auf den Weg nordwärts ....... noch ein eindrücklicher Abstecher über Khaoui Naam auf den Tracks von www.pistenkuh.de
Da trat Corona auf unseren "Bildschirm"
Teil 1 : Fotos Schweiz - Dakhla - Tizi n Test
Teil 2 : Fotos Die Zeit im lockdown
Die Texte in den Fotoalben sind im Moment noch nicht ganz fertig ..... sorry
Nordwärts in Marokko
6. März 2020
Wir haben Dakhla erreicht, nach über fünfhundert eher trostlosen Kilometer durch die Westsahara, der südlichste Punkt unserer Marokko-Reise. Dakhla empfängt uns mit trüben Wetter, über der Stadt hängt eine Dunstglocke, die ist jedoch nicht grau, sondern rot gelb. Sandsturm, die heisse Luft weht von der Sahara, die Temperaturen sind über 30°, trotz starkem Wind.
Dakhla macht auf uns auch daher, einen eher düsteren Eindruck, Betonhäuser mit vereinzelten Läden unten drin, kaum Leute auf der Strasse. Wo ist da, das quirlige, lebhafte Marokko, das ich hier so liebe. Links und rechts Geschäfte, die Strasse voll von Leuten die uns zulachen und oft den Daumen nach oben zeigen, Fussgänger, Packeseln, Esel mit Karren, Dokker (Motordreiräder mit hinten einer Achse und Ladebrücke), Autos, Lastwagen und nicht zu vergessen die Mopeds die sich links und recht durch den Verkehr schlängeln. Alles geht kreuz und quer, jeder achtet auf den andern, ausser, wenn ein Lastwagen durch muss, da stockt das Gewuschel kurzzeitig, aber jeder kommt durch. Ganz anders ist es in den Städten, zum Beispiel Agadir, da gibt es Lichtsignale und es wird etwas hektischer. Das Lichtsignal steht auf rot, wir stehen in der erste Startreihe 3-spurig, das heisst 4 Autos nebeneinander und noch ein paar Mopeds. Wir starren auf die Ampel, meine Frau erinnert mich daran, wenn die Lampe auf grün springt, das es grün ist, ja wir sind ein gutes Team. Wir spurten los, haben aber keine Chance gegen die Mopeds, aber die übrigen, die erst warten bis der Hintere auf die Hupe drückt, die haben wir locker im Sack auf den ersten Metern. Wir sind die Schnellstarter, was für ein Glücksgefühl mit unserem alten Benz, jedoch gelingt uns das nicht immer, vor allem gegen die neuen Dacia Taxi, die sind sauschnell. Jetzt muss man aber auf die Autofahrer achten, die denken, diese Farbe rot habe ich schon einmal gesehen und losfahren. Ja, das Autofahren in Marokko macht einfach Spass.
Wo war ich stehen geblieben? Ah ja, in Dakhla, wir fahren durch die Stadt und weiter auf der Atlantikseite ganz zu der Südspitze der Landzunge. Unterwegs treffen wir auf einen Mann, der uns deutet, das er Durst hat, wir geben ihm eine 1.5 Liter Wasserflaschen, die er sofort öffnet und trinkt. Links das Fischerdorf, Gestelle mit Holzlatten, gedeckt mit Tüchern, Teppiche, Plastik, einfach alles woraus man irgendwie eine windgeschützte, wasserdichte Behausung machen kann, wie die hygienischen Verhältnisse da wohl sind? Rechts ca. 50 Traktoren um die Fischerboote ins Wasser zu schieben und natürlich auch wieder an Land zu bringen. Einige haben Tragkörbe vorne und hinten für den Fang. Die Traktoren sind schwarz und schmierig, vermutlich sind die mit Schweröl eingesprüht um sie vor dem Salzwasser etwas zu schützen. Geradeaus liegen hunderte von Booten, die darauf warten wieder ins Wasser gelassen zu werden, sobald der Sturm nachlässt.
Auf unserem stürmischen, kurze Spaziergang, mit Sand in den Augen und Ohren, begrüsst uns ein Militarist, nach etwas Smalltalk, wobei er uns darauf aufmerksam macht, dass wir keine Fotos machen sollen und der Abgabe einer Fiche fahren wir zurück nach Dakhla um uns einen Platz für die Nacht zu suchen.
Was ist eine Fiche? Die Fiche ist ein Dokument, das wir schon zu Hause ausgefüllt haben, mit unseren Daten, wie Wohnadresse, Beruf, Geburtsdatum, Passnummer, Fahrgestell-Nummer vom Auto etc. etc. Das Einreisedatum in Marokko und unsere Registriernummer hat Sonja selbst noch unten angefügt. Bei den vielen Militärkontrollen in der Westsahara, ist es von Vorteil dieses Dokument zu haben, es wird auch direkt danach gefragt. Damit kann man die Wartezeit massiv verkürzen, da es bedeutend einfacher für die Kontrollposten ist und die nicht alle Daten einzeln zusammen suchen müssen. Selbst beim übernachten irgendwo in der Pampa oder am Meer, kann ein Soldat kommen und nach der Fiche fragen.
Wir finden in einer Bucht mit Sandstrand, westlich von Dakhla einen geeigneten Übernachtungsplatz, neben zwei andern Campern. Es ist immer noch stürmisch und heiss, wir bleiben im Auto, wie auch viele Einheimische, die am Abend noch eine Fahrt zum Strand machen, die Autoradios aufdrehen und die Wellen des Atlaniks geniessen.
Wir beobachten vier Hunde, die dem Strand entlang toben, einer humpelt auf drei Beinen immer hinterher und ist dadurch natürlich langsamer. Da der Strand nicht allzu lange ist drehen die drei andern wieder um und „Humpelbein“ ist wieder für kurze Zeit bei seine Spielkollegen, die natürlich immer noch zu schnell für ihn sind, aber seine drei Kollegen drehen ja schon bald wieder um. So geht das Spiel eine ganze Weile und wir fragen uns: Welche Hunde haben das bessere Leben, hier am Strand ohne Herrchen, der ihnen regelmässig Futter gibt oder bei uns mit „sitz“ und „fuss“ und Gassi gehen nur, wenn Herrchen will, natürlich an der Leine.
7. März 2020
Das Wetter ist wieder sonnig und der Dunst ist weg. Die 4 Hunde spielen wieder am Strand, springen durch das Wasser, was ist wohl der Grund für ihr treiben? Vielleicht einfach nur Lebensfreude?
Heute müssen wir ins Dorf, um zusätzliche Kopien von unseren Fichen zu machen. 20 Stück haben wir mitgenommen und jetzt auf dem Weg in den Süden schon 10 Stück abgegeben, also auf dem Rückweg nochmals 10, somit hätten wir keine mehr wenn wir später mehr im Osten, entlang der Grenze zu Algerien reisen.
Auf unseren Navis finden wir einen Lebensmittelladen und nebenan eine Bibliothek. Der Lebensmittelladen sollte links von der Strasse sein, ich sehe aber nichts. Also nach dem Gebäude links rein, dann sehe ich auf einer Seitenstrasse rechts einen freien Parkplatz. Super, ich steige aus und direkt vor meiner Nase das Schild „Papeterie“. Wir gehen rein und nach ein paar Minuten haben wir unsere Kopien schon. Ich bin fast ein wenig enttäuscht, dass wir das so einfach gefunden haben und nicht erst die halbe Stadt absuchen mussten, so mit durchfragen, was immer wieder spannend ist.
Raus aus der Stadt und nordwärts, da springt eine kleine, junge Katze direkt vor unserem Auto, total verstört auf der Strasse herum. Wir halten an, sie rennt direkt auf uns zu, wir fahren langsam weiter, aber wir sehen sie nicht mehr. Wo ist sie? Ein Einheimischer deutet uns, dass sie unter dem Auto ist, wir halten an und finden das am ganzen Körper zitternden Wollknäuel, hinten versteckt auf unserer Achse. Mit dem Wanderstock versuche ich die zwei Kulleraugen da runter zu schieben, doch sie springt auf der andern Seite gleich wieder hoch. Beim zweiten Versuch bin ich erfolgreicher und sie spring über den Platz davon um schon wieder unter dem nächsten Auto zu verschwinden. Wir sie überleben?
Wir füllen noch unsere Benzintanks, der Liter kostet ca. 80 Rappen, bevor es aus der Stadt geht. Etwa 25km nördlich ist der bekannte Stellplatz PK25, wo viele Camper und Kit-Surfer den Winter verbringen. Es hat noch genügend Platz und wir suchen uns ein schönes Plätzchen. Als wir aussteigen ist die Luft muffig, es stinkt nach Kläranlage, also drehen. Wir parkieren etwas weiter unten, als ich aussteige und auf das rechte Vorderrad schaue, sehe ich, dass daran ein Kothaufen klebt. Ich fahre noch etwas zurück, so das der Reifen darauf steht. Wir gehen zum Strand und schauen den Kitern und Surfern zu, steigen auf den Hügel hinter dem Stellplatz und machen uns Gedanken, wo gehen die alle hin für ihr Geschäft, die mit dem VW Bus oder Zelt da sind, ohne Toilette und wo entleeren all die Camper die länger da stehen ihre Toiletten? Also das ist definitiv nichts für uns, obwohl so viele nur deshalb soweit in den Süden reisen, aber wir sind auch keine Surfer, da gibt es viel schönere Plätzchen für uns.
8. März 2020
Wir fahren zur weissen Düne, einem Landspitz am oberen Ende der Lagune von Dakhla, runter von der Teerstrasse, Reifendruck reduzieren, wir fahren ca. 9km auf Pisten wieder südlich, von einem kleinen Hügel sehen wir die Düne ganz am Ende der Landzunge. Am Fusse der Düne parkiere ich, ein Einheimischer steht mit seinem Toyota Land Cruiser etwas weiter weg von der Düne, ich checke kurz meine Gezeiten-App, ist schon fast Flut. Wir besteigen die Düne, gehen auf der hinteren Seite runter und am Fusse wieder zurück, da sehen wir, wie inzwischen zwei Land Cruiser weg von der Düne fahren und weiterhinten anhalten. Warum? Wir fahren auch sofort zurück, von beiden Seiten strömt schon Wasser und unsere Fahrspur im Sand wir immer schmaler. Auf dem Hügel, direkt am Meer finden wir einen schönen Übernachtungsplatz, die weisse Düne ist jetzt eine Insel, aber nur für ein paar Stunden. Den Rest des Tages verbringen wir mit baden und sünnele und holen uns dabei einen schönen Sonnenbrand. Sonnencreme einstreichen wäre keine schlechte Idee gewesen. Wir stehen ganz alleine ohne Gestank, dafür mit wunderbarem Sternenhimmel.
9. März 2020
Als wir beim Frühstück sind, fährt ein alter Land Rover bei uns vorbei, runter auf den Sand, es ist Ebbe und bis ganz runter, zur weissen Düne. Auf dem Rückweg ist er vollbeladen und kommt kaum noch durch den nassen Sand, bevor er die Uferböschung erklimmt, muss er erst noch etwas am Motor reparieren. Die Böschung ist zu steil und sandig, er kommt auch nach mehreren Versuchen nicht hoch, er fährt weit, weit rückwärts und beschleunigt dann. Schon nach der hälfte der Strecke hat er seine Höchstgeschwindigkeit erreicht, schneller geht nicht mehr, aber er klettert auf dem letzten Drücker die Böschung hoch. Ich springe raus, zeige den Daumen nach oben und zwei fröhliche Gesichter strahlen mich an. Sofort fragt mich der Fahrer, ob ich Fisch möchte, ja gerne so 2 bis 3 Stück. Hast du einen Sack? Sonja gibt mir einen, bis ich zurück beim Land Rover bin, füllt er schon Fische in einen grossen Sack, 13 Stück Marmor-Brassen, einfach als Geschenk. Wir haben doch noch nie Fische entschuppt und ausgenommen, auf der Fahrt südwärts haben wir bei einem Fischer, ja, was den anderes als Fisch gekauft und auch noch sehr feines Hummerfleisch. Der Fischer ging zum Meer und hat auf den Felsen den Fisch für uns zubereitet. Da es bis dahin nur ca. 180km waren sind wir wieder an den gleichen Platz gefahren. Dieses mal sind wir ganz alleine, aber es war Flut und die Felsen unter Wasser. Nachdem wir uns im Internet schlau gemacht hatten, wie die Fische zu entschuppen und auszunehmen sind und das Wasser zurück ging, konnte es los gehen. Wir haben 11 Stück gereinigt, die zwei kleinsten haben wir, als Futter wieder ins Meer geworfen. Als wir fertig waren, war es schon halb fünf. Wir fahren nicht mehr weiter und grillen vier Fische auf dem Feuer, zum Nachtessen. Wir beobachten die Schwarzmilane, am anfangs waren es wenige und es wurden immer mehr, die eine Pause am Strand machten, auf dem Weg nach Norden.
10. März 2020
Heute wollen wir ein Stück nordwärts kommen, leider können wir dem Fischer, der am Morgen vorbei kommt keinen fangfrischen Fisch abkaufen, wir haben selber noch genug. Die Teerstrasse ist sehr gut ohne Schlaglöcher, rechts hat es hie und da, so ca. alle 100km einen betonierten Ausstellplatz. Für was der wohl ist, auf alle Fälle, stinkt es immer fürchterlich. Auf einer Tafel können wir lesen: Zum entsorgen von Fischwasser, wo das Wasser herkommt finden wir nicht raus. In Foum el Qued, westlich von Laâyoune vor dem Gouverneurspalast finden wir einen Stellplatz und das Beste, gleich nebenan ist ein Restaurant. Zum Nachtessen gibt’s Salat Maroccain und Pizza.
11. März 2020
Wir fahren nach Laâyoune, wo es sogar eine McDonald hat, einkaufen, Datenkarte zum Aufladen des Internets besorgen und nochmals günstig Benzin tanken, bevor es wieder raus auf die Pisten geht, in die Wüste zum Wasserfall Khaoui Naam. Die ersten 80km bis El Hagounia ist eine einspurige Teerstrasse, die kaum genutzt wird. Immer wieder versperren grosse Sanddünen den Weg, die wir jedoch seitlich im sandigen-steinigen Gelände einfach umfahren können. Nach weiteren 50km auf steiniger Piste, die jedoch einfach zum fahren ist, d.h. wir können immer so zwischen 15 – 40 km/h fahren erreichen wir den Wasserfall im laufe des Mittags. Wir haben die Westsahara hinter uns und sind wieder in Marokko. Ausser einem Franzosen, mit seinem Land Cruiser, der ca. 500m von uns entfernt seht, ist keiner dort. Durch das Wasser ist einst ein imposanter Canyon entstanden, heute fliesst meist nur ein Rinnsal der schwefelhaltigen Quellen die Felsstufen runter, die Luft riecht nach faulen Eiern und in den Tümpeln der Talsohle gibt es kein Leben, ausser ein paar Enten. In der Schweiz wäre das sicher ein Sanierungsobjekt, auch wenn es Natur ist. Hier in der Wüste stört das keiner. Am Abend spaziert ein Fuchs ganz gemütlich, etwas weiter oben dem Hügel entlang.
12. März 2020
Wir haben zwei Möglichkeiten, um wieder auf die Teerstrasse zurückzukehren, mehr westlich 44km, da soll es aber auf den letzten 5km ziemlich hohe Dünen geben, die nur von dieser Seite zu befahren sind oder östlich 56km Piste, mit einigen steilen Auf- und Abfahrten, was unserem Benz so ziemlich egal ist. Da wir kein Risiko eingehen wollen entscheiden wir uns für die östliche Piste.
Wir navigieren so, dass ich auf meinem Handy den Track oder die Spur habe, von einem anderen Reisenden, der da schon mal durchgefahren ist und Sonja zeichnet auf ihrem I-Pad die Route auf, die wir fahren, damit wissen wir immer ziemlich genau, wo wir sind und in welche Richtung wir fahren sollten, damit wir schlussendlich unser Ziel erreichen. Es ist ja nicht so, dass es in der Stein-Wüsten keine Spuren hat, ausser in der Sandwüste, wo sie zu geblasen werden, nein es hat hunderte von Fahrzeugspuren und da ist es nicht immer einfach die Richtige zu erwischen.
Vor der Mittagspause machten wir einen Fahrerwechsel, damit Sonja auch mal mit unserem Benz etwas Off-Road fahren kann. Die Navigation ging ganz gut, bis sie meinte, „Ich sehe den Track auf dem Navi nicht mehr“. Mit auszoomen sahen wir das der Track weiter rechts ist, dazwischen ziemliches hohes Wüstengras auf kleinen Hügeln. Da geht es nicht durch, also zurück, bis wir wieder auf dem Track waren – No Problemos.
Mittagspause auf einem kleinen Hügel, Steinwüste, alles verschiedene Plateaus mit steilen Abbrüchen auf die nächste Ebene, kein Geräusch oder Tier, höchstens eine Echse oder Vogel. Wüste pur, trocken, steinig, eindrücklich. Auf der Weiterfahrt taucht plötzlich in der Ferne ein Zaun auf, am Fusse eines Bergkamms Gebäude, wie Überwachungstürme. Der Zaun ist noch intakt, wir fahren dem Zaun mehrere Kilometer entlang bis zu einem Gebäude mit einer Tafel. Das war einmal ein Straussen und Antilopen-Schutzgebiet???, also nichts mit Militär. Nach ein paar einfachen Dünen erreichen wir wieder die Hauptstrasse, bei den Reifen wieder den Druck erhöhen, den wir wollen noch bis nach Tan-Tan zum Ksar Tafnidilt, etwas über 100km.
Diese Wüsten- Off-Road fahrt zum Wasserfall Khaoui-Nam war sicher ein Highlight für uns, eigentlich schade, dass es schon vorbei ist, unser Benz macht richtig Freude, keine Steigung oder Abfahrt ist zu steil, er klettert ganz ruhig jede Stufe hoch und hat uns nie im Stich gelassen, trotz seiner 26 Jahre.
Da wir eher spät dran sind fahren wir einfach durch Tan-Tan. Auf der Piste zum Ksar senken wir wieder den Reifendruck, da es doch bedeutend angenehmer ist auf den groben Schotterstrassen zu fahren. Das Ksar Tafnidilt kennen wir bereits vom Letzten mal, es ist einfach unglaublich, wunderschön, was die französischen Besitzer da gebaut haben. Auf dem Camping sind ein Niederländer Paar mit einem VW T5 und ein Ford Ranger mit CH-Nummernschild GR......., Annalies und Jürg von Pany. Welche Freude, wieder einmal Mundart reden zu können. Wir kriegen irgendwie die Meldung, dass der König, mit der spanischen Regierung zusammen beschlossen hat, die Fähren von Spanien nach Marokko, wegen dem Corona Virus einzustellen. Kein Problem für uns, wir wollen ja erst Ende April zurück.
13. März 2020
Wir verquatschen den ganzen Tag mit Annalies und Jürg, am Abend geht’s noch kurz auf den Berg, von wo aus wir eine wunderbare Aussicht haben. Annalies und Jürg würden sich gerne, Franco und uns anschliessen, um den Osten und danach die Mittelmeerküste zu bereisen. Wir verabreden uns, das wir einander auf dem Camping Eau Vive in Bin el Ouidane am Mittwoch den 18. März zu treffen, also in fünf Tagen.
Wir erhalten gegen den Abend, die Mitteilung, von der Chefin, das noch eine Gruppe Reisender über Gibraltar (GB) nach Marokko mit der Fähre gekommen ist. Also wird es doch noch Wege geben um wieder nach Europa zu kommen.
14. März
Nachdem allmorgendlichen Ritual verabschieden wir uns und fahren wieder auf Pisten, Richtung Atlantik, durch eine wunderschöne Gegend, mal geht es um die Hügel, dann wieder über einen Sattel und zwischendurch immer wieder Sanddünenfelder. Sehr schön zu fahren und abwechslungsreich. Da wir nicht auf dem Sandstrand, dem Meer entlang, die Plage Blanche fahren möchten, bleiben wir oben, auf der Schotterstrasse, an der Steilküste entlang, an den vielen Fischern vorbei, die da in einfachsten Behausungen wohnen. Die Plage Blanche sind wir schon mit dem VW Bus gefahren und wir wollen unserem Benz nicht dem ganzen Salzwasser aussetzen, da wir hoffen, damit doch noch einige Jahre reisen zu können.
Die Schotterstrasse der Küste entlang, ist eher grob, so dass wir nur langsam voran kommen und es zieht sich, bis wir endlich wieder auf der Teerstrasse sind, nun geht es zügig Richtung Guelmim, das wir um ca. 17.00 erreichen – Hochbetrieb auf der Hauptstrasse durchs Dorf. Da ist es wieder, das riesen Durcheinander oder eher Miteinander, das ich hier in den Dörfern von Marokko so liebe, einfach schön, einfach Marokko. Weiter Richtung Osten hat es einen Marjane Supermarkt, wo wir noch einkaufen. Wir waren schon einmal in diesem Supermarkt und anfangs meinte ich, dass das Vogelgezwitscher aus Lausprechern kommt, bis ich unter dem Dach die Vögel rumfliegen sah. Im Laden war einiges los, es war auch Samstagabend, den auch die Einheimischen nutzen um etwas zu shoppen oder ist es der Corona Virus, der auch hier langsam zum Thema wird. Auf einem Camping bei Fask bleiben wir, am Abend klopft es an unserer Türe und wir werden eingeladen zu Musik und Tee, aber wir sind zu müde und bei uns im Bus ist es gemütlich und warm.
15. März 2020
Heute müssen wir etwas Strecke fahren, damit wir rechtzeitig am Treffpunkt sind, es geht wieder in den Anti-Atlas, wunderbare Bergstrecken, anfangs mit ziemlich schroffen, rötlichen Bergen, bis hin zu den runden Steinen, wir sind wieder in Tafraoute auf 1’000m Höhe. Ausserhalb der Stadt unter dem Palmenhain hat es schon weniger Wohnmobile, als vor 3 Wochen, als wir das letzte mal da waren. Wir reden noch etwas mit einem Schweizer und Österreichern, der Corona-Virus wird zum Thema.
16. März 2020
Am morgen erhalte ich ein WhatsApp von Franco, das sein Auto in Ordnung ist und er nur noch den Rest packen muss. Wir verabreden, uns am Mittwoch Abend den 18. März, in Bin el Ouidane auf dem Camping Eau de vie, uns zu treffen. Aber erstmals geht es ins Dorf, wir kaufen noch Amlou, als Mitbringsel und Benzin tanken. Im Dorf werden wir herzlich begrüsst, man kennt uns oder unser Auto und es hat auch wieder Benzin an den Tankstellen, was vor 3 Wochen nicht mehr der Fall war. Irgendwie fühlen wir uns richtig wohl da, fascht schon etwas wie zuhause.
Es geht weiter durch die Berge, Richtung Igherm, Taliouine, wo wir an der Tankstelle, von den Einheimischen plötzlich das Wort „Corona“ hören, einfach so im vorbeigehen. Zügig geht es in einem grünen, fruchtbaren Tal ostwärts, bevor es rechts in den hohen Atlas Richtung Marrakesch geht. Wir fahren wieder eine wunderschöne Bergstrecke, noch bis zum Tizi n Test auf 2'100 m.ü.M wo wir übernachten. Nach einer warmen Dusche essen wir noch eine Berber-Omelette im Restaurant und es gibt sogar ein Bier dazu.
Von Annalies erfahren wir, dass es in Marokko eine Ausgangssperre geben wird. Franco teilt uns mit, dass ab heute 18.00 Uhr Cafe, Hamam, öffentliche Plätze bis auf weiteres geschlossen sind und auch Menschenansammlungen sind verboten. Frankreich hat schon ein Ausgehverbot und er vermutet, dass Marokko auch bald ein Verbot erlassen wird. Ist es eine gute Idee, bei diesen Zeichen noch weiter zu reisen oder besser einen schönen Platz zu suchen und mal abzuwarten, was passiert?
Franco meint, der Camping Ourika bei Marrakesch, wäre noch eine gute Lösung, falls wir da noch Platz haben. Um 22.40 Uhr schickt uns Franco noch eine WhatsApp, dass ab morgen 18.00 Uhr eine Ausgangssperre ist und von Polizei und Armee kontrolliert wird.
Die Nacht wird unruhig vom starken Wind und kalt, gegen 0° Grad und unsere Gedanken drehen sich, was machen wir am besten, was ist eigentlich los, eben waren wir noch so unbeschwert am Reisen.
17. März 2020
Die Nacht war kalt, wir feuern noch etwas in unserem Ofen, Frühstück und WhatsApp checken. Wir haben uns entschieden auf den Camping Ourika südlich von Marrakesch zu fahren, weil wir von da bis zur Fähre in Tanger Autobahn haben, der Flugplatz in der Nähe ist und es doch recht Touristisch ist. Annalies und Jürg kommen uns nach, sie sind noch etwas südlicher. Franco raten wir, dass er zuhause bleiben soll und wir die Reise später nachholen können.
Runter vom Tizi n Test, wieder eine wunderschöne Bergstrecke, aber wir können sie nicht richtig geniessen, die Leute am Strassenrand schauen uns oft so grimmig an, ist das ein Berber-Stamm, der einfach nicht so Touristenfreundlich ist oder was ist los? Wo ist die Fröhlichkeit, das Lachen? Auch drehen sich unsere Gedanken immer wieder, hoffentlich haben wir noch Platz auf dem Camping, was ist überhaupt los. In Asni kaufen wir nochmals Gemüse und Früchte ein, ich gehe noch zum Geldautomaten und als ich zurück komme, hat Sonja beidseits Strassenverkäufer am Auto, die Berberschmuck verkaufen. Sie hat schon etwas gekauft, einfach so, obwohl sie keinen Schmuck trägt, vielleicht waren es für die, die letzten Geschäfte für lange Zeit. Ok, ich muss zugeben, ich habe auch noch zwei Armringe gekauft, einfach um die armen Kerle noch etwas zu unterstützen.
Die kurvenreiche Strecke dauert ewig, bis wir endlich in die Ebene von Marrakesch kommen, aber auch da ist an zügiges vorwärtskommen nicht zu denken, wir sind schon in der Agglomeration von der Stadt und es hat auch entsprechend Verkehr.
Beim Campingplatz ist das Tor offen, aber die Schranke ist unten, ein junger Marokkaner teilt uns mit, dass es noch genügend freie Plätze hat, wir jedoch einen Gesundheitscheck brauchen, den wir in jedem Spital in Marrakesch machen können, ach ja und wir sollen noch auf dem Rückweg beim Carrefour einkaufen, so das es sicher mal für zwei Wochen reicht. Das erste Spital, das wir finden, die Clinique internationale Marrakech, tönt nicht schlecht. Wir werden von einem Wächter in einen Parkplatz eingewiesen direkt vor dem Haupteingang, ja das mit den Parkplatzwächtern ist super hier, die bewachen auch das Auto für kleines Geld. Leider sind wir nicht erfolgreich im Spital, da die angeblich den gewünschten Test nicht machen können und sie schicken uns zum Hospital Mamounia, also wieder ins Auto und den nächsten Spital suchen, nur wo ist er, wir finden auf den Karten keinen Spital mit diesem Namen. Wir fragen uns durch, die Leute kennen den Spital Mamounia, wir sehen aber nirgends ein Schild oder das H auf blauem Grund. Wir fahren an der Gasse, wo er angeblich sein soll vorbei, nein in die Gasse rein, das kann es nicht sein und weiter kommt nichts. Also umdrehen über die vierspurige Strasse a la maroccain und wieder zurück. In diese Gasse rein soll es nach weiterem Fragen doch gehen, kurz davor hat es einen Parkplatz, nein da dürfen wir nicht parken, zu gross, wieder rückwärts auf die Strasse bei all dem Verkehr und noch einmal drehen über die vierspurige Strasse und jetzt rechts rein in die Gasse, nachdem wir nochmals gefragt haben. Beidseits stehen parkierte Fahrzeuge, nur eine Fahrspur bleibt, hoffentlich kommt da keiner entgegen, bis zu einer Mauer mit einem Tor, davor ein paar Wächter mit Mundschutz. Sonja versucht, denen klar zu machen, dass wir in den Spital möchten, für den Check. Sie kommen zum Auto, weil sie meinen wir haben einen Kranken im Auto. Hallo, das war ein Polizeiauto und nicht Krankenwagen. Wie komme ich da nur wieder raus, falls wir nicht durchs Tor, zum Spital fahren können? Wir sind nicht krank, also gibt es keinen Grund uns da hinein zu lassen, wir sollen zum Centre Hospitalier Universitaire Mohammed VI (CHU). Zum Glück hat es ein kleines Stück zurück, beidseits der Strasse keine parkierten Autos, da sollte zum umdrehen eigentlich gehen, damit ich nicht die ganze Gasse rückwärts fahren muss. Nach mehrmaligem hin und her haben wir auch das geschafft. Ein junger Marokkaner fragt uns, ob er mit seinem Mofa uns den Weg zum Spital zeigen soll. Ja natürlich, sehr gerne, wir wissen nur der Spital ist nördlich von der Stadt und wir sind noch eher südlich. Aus der Gasse raus fährt er mit dem Mofa vor, redet dann kurz mit einem Taxifahrer und teilt uns mit, wir sollen dem Taxi folgen, wobei er natürlich noch eine Entschädigung für seine Dienste gern hätte. Ich versuche das Portemonnaie aus der Tasche zu ziehen, was immer etwas schwierig ist im sitzen und wir geben ihm eine Münze. Das Taxi ist natürlich schon ein Stück weiter, aber wir sehen es noch in all dem Verkehr – Vollgas durch Marrakesch, immer dem Dacia Taxi nach, ja, das ist jetzt eben so ein schneller, gegen den wir keine Chance haben mit unserem Benz. Links und rechts immer wieder Mofas, die nach vorne drücken, da muss man verdammt aufpassen, dass nicht plötzlich einer unter dem Auto ist. Vor einem Stadttor hält das Taxi und der Fahrer kommt zu uns, „Kommt ihr durch das Tor?“ fragt er in deutsch. Das könnte in der Höhe knapp werden, also fahren wir aussen an der Stadtmauer vorbei auf die Schnellstrasse die nordwärts geht. Zwischendurch lässt er noch zwei Fahrgäste ausstiegen, die im Taxi waren und führt und direkt vor den Eingang des Spitals. Der Parkwächter hat keine Freude an uns, da dieser Platz nur für Taxi ist. Zuerst etwas schimpfen und dann geht es doch, wir können ganz am Rand parkieren und müssen nicht mal eine Gebühr dafür bezahlen. Der erste Eingang war falsch, wir müssen zur Notfall-Aufnahme, nach etwas diskutieren werden wir freundlich Empfangen und in einen Raum geführt, wo wir warten sollen. Viele tragen einen Mundschutz und Handschuhe, was ist da los? Nach kurzer Zeit werden wir in den nächsten Raum gebeten, wo zwei Frauen hinter einem Pult sitzen, natürlich auch mit Handschuhen und Mundschutz. Sonja versucht zu erklären, was wir brauchen, es stellt sich heraus, das eine sogar gut englisch kann, nach ein paar Fragen, werden zwei Zettel ausgefüllt, ein paar Stempel gemacht und wir haben unsere Bestätigung und das erst noch gratis.
Auf dem Rückweg zum Camping, die Fahrt jetzt ein Stück entspannter, erfahren wir, das Annalies und Jürg in Asni gleich zu einem Arzt gehen für das Dokument. Ein Parkplatz zu finden war beim Carrefour nicht so einfach, da wir für die Tiefgarage etwas zu hoch sind, aber wir sind ja geländetauglich, über den Randstein und die Böschung hoch und schon parkieren wir auf einem Kiesplatz nebenan.
Rein in die Shopping Mall, alle Läden sind geschlossen, nur der Carefour im unteren Stock ist offen, das Personal reinigt die Drucktasten vom Lift, bei den Einkaufswagen werden die Haltestange gereinigt, einige Tragen einen Mundschutz und Handschuhe, man beäugt uns skeptisch. HALLO, HALLO, STOP, STOP, wo sind wir da gelandet? Vor zwei Tagen war alles noch bestens und wir frohen Mutes. Film zurück und nochmals starten bitte!
Alles nützt nichts, wir kaufen Lebensmittel für ca. 2 Wochen ein, beim verlassen der Mall lassen wir noch möglichst viel Geld aus den Geldautomaten, man weiss ja nie. Hinter einem Geldautomat hockt ein Mann, sein Kollege steht daneben, die füllen den Automaten, neben dem Kerl am Boden, liegen die Banknoten bündelweise, alle ohne Waffe und schusssicherer Weste. Wir fahren zurück auf den Camping Ourika, wo wir eingelassen werden und kurz darauf folgt auch Annalise und Jürg.
Auf dem Campingplatz hat es zwei Engländer, eine Deutsche, eine Gruppe Niederländer und viele Franzosen, ach ja ein Landsmann ist auch noch da, mit GE Nummer, der uns aber nicht mal grüsst.
Wie viele Wochen, Monate wir da bleiben müssen, keiner weiss es, uns bleibt nichts anderes übrig als zu warten.
Es werden 11 Wochen auf dem Camping Ourika
Danach noch 9 Tage in Moulay Bousselham